Johannes Pitsch: „Häufig ist das deutsche Recht weniger flexibel als das spanische Recht, aber es gibt auch Situationen, in denen es genau umgekehrt ist“

Nach einem ersten Aufenthalt in Jaén, bei dem er sein Spanisch verbessern konnte, hatte Johannes Pitsch die Möglichkeit, ein Praktikum in verschiedenen spanischsprachigen Unternehmen zu absolvieren, und seitdem hat er den Kontakt zu spanischen Unternehmen, die auf dem deutschen Markt tätig sind, nicht verloren. Im folgenden Interview gehen wir näher auf seine Verbindungen zu spanischen Unternehmen ein.

 

(F) Wann haben Sie beschlossen Mitglied der Kammer zu werden?

(A) Im Jahr 2024 bin ich Mitglied der Kammer geworden, weil ich die Zielsetzung der Kammer teile: Angesichts der heutigen Herausforderungen auf internationaler Ebene ist die Stärkung der Handelsbeziehungen zwischen Spanien und Deutschland von hoher Bedeutung. Insbesondere ist für beide Länder von großem Vorteil, wenn noch mehr spanische Unternehmen den Weg nach Deutschland finden; hierbei möchte ich mithelfen.

(F) Haben Sie sich als Rechtsanwalt auf einen bestimmten Bereich spezialisiert?

(A) Ich berate meine Mandanten in den zentralen Bereichen des Wirtschaftsrechts mit einem Schwerpunkt auf Prozessführung und Schiedsgerichtsbarkeit. Die meisten der von mir betreuten Fälle haben internationalen Bezug. Ich bin Partner einer mittelständischen Kanzlei in Düsseldorf und kann auf ein umfassendes Netzwerk von Kollegen im In- und Ausland zurückgreifen.

(F) Was verbindet Sie persönlich mit Spanien?

(A) Seit meiner Abiturzeit habe ich mich immer sehr für Spanien und die spanische Kultur interessiert. Dank eines Erasmus-Stipendiums habe ich ein Jahr in Jaén (Andalusien) gelebt und dort Jura studiert. Außerdem habe ich mehrere Praktika in Anwaltskanzleien in Madrid und in der deutschen Botschaft in La Paz (Bolivien) absolviert. Viele meiner spanischen Freunde kenne ich bereits seit dieser Zeit.

(F) Was können Sie uns über ihre derzeitige Arbeit mit spanischen Unternehmen, die auf dem deutschen Markt tätig sind, erzählen?

(A) Ich arbeite oft mit spanischen Unternehmen zusammen, die erst seit einigen Jahren in Deutschland tätig sind. Neu ankommenden Unternehmen empfehle ich, sich zunächst mit den formalen Anforderungen hier in Deutschland vertraut zu machen und eine effiziente Kommunikation zwischen Muttergesellschaft, Tochtergesellschaft und den jeweiligen Rechts- und Steuerberatern herzustellen. Häufig ist das deutsche Recht weniger flexibel ist als das spanische Recht, aber es gibt auch Situationen, in denen es genau umgekehrt ist. In der Vertragsgestaltung ist es regelmäßig nicht ratsam, auf Vertragsmuster aus Spanien zurückzugreifen. Beispielsweise ist nach dem deutschen Recht in einer Reihe von Situationen die Vereinbarung einer Garantie auf erstes Anfordern nicht zulässig, so dass in derartigen Fällen die möglichen Alternativen geprüft werden müssen.

(F) Sind Sie bei anderen spanischen Vereinigungen aktiv?

(A) Ich bin Mitglied der Deutsch-Spanischen Juristenvereinigung, des Club Español e Iberoamericano del Arbitraje (CEIA), der in Spanien und Lateinamerika führenden Vereinigung zur Förderung von Schiedsverfahren. Kürzlich bin ich den in Madrid ansässigen Club de Derecho de la Construcción y la Ingeniería eingetreten. Dies ist eine interessante Vereinigung, die sich in erster Linie mit Rechtsfragen des Anlagenbaus beschäftigt. Der Anstoß für die Mitgliedschaft in der letztgenannten Vereinigung kam dadurch, dass ich spanische Unternehmen vertrete, die sich mit wichtigen Infrastrukturprojekten in Deutschland befassen.

Jede Vereinigung hat ihren eigenen Charakter und es macht mir Freude, Kollegen aus anderen Ländern kennenzulernen und den eigenen Horizont zu erweitern. Dieses Jahr werde ich voraussichtlich an Kongressen in Madrid und Segovia teilnehmen.

(F) Sie haben verschiedene Aufsätze auf spanisch veröffentlicht. Was hat Sie dazu  angetrieben?

(A) Die Ideen zu Aufsätzen entstehen in der Regel im Zusammenhang mit interessanten Fällen, die ich begleitet habe. Meine Motivation besteht in der Regel darin, Erfahrungen auszutauschen und neue Aspekte aufzuzeigen. Neben juristischen Aufsätzen veröffentliche ich auch von Zeit zu Zeit Beiträge bei LinkedIn, ebenfalls ein guter Ort für den Informationsaustausch.

(F) Welchen Beitrag können Sie für den Rest der Mitglieder der Kammer leisten?

(A) Ich stehe den Mitgliedern der Kammer gerne bei ihren operativen Aktivitäten beratend zur Seite, sei es auf Spanisch, Englisch oder Deutsch. Mir ist das offene Gespräch mit meinen Mandanten wichtig, um für jeden Fall die richtige Strategie zu erarbeiten.